Zeit der Stille

Der Dezember hat diese besondere Art, laut zu sein, ohne dass man ein Wort hört: Lichterketten flackern, Termine drängen, To-do-Listen wachsen wie Eiszapfen an der Dachkante. Und irgendwo darin gibt es sie doch – diese schmale, kostbare Spur: Stille. Nicht als Abwesenheit von Geräusch, sondern als Anwesenheit von etwas Wahrhaftem.

Stille ist kein Luxus.

Sie ist ein Raumwunder. Ein innerer Gang, den man betritt, wenn man nicht mehr nur funktionieren, sondern wieder wahrnehmen will. Wenn die Welt draußen „mehr“ ruft, flüstert die Stille: „Weniger reicht.“ Und manchmal ist genau das die größte Weisheit: dass wir in der Reduktion das Wesentliche finden. Nicht, weil weniger besser wäre, vielmehr weil weniger uns zurückbringt.

In unserer Bild-Serie „Zeit der Stille“ – #zeitderstille / Instagram –  begleitet uns genau dieser Gedanke durch den ganzen Dezember. Jedes Motiv ist wie ein stiller Satz ohne Punkt: offen, einladend, nicht erklärend. Fotodigitale Malerei ist für uns dabei keine Flucht in eine künstliche Welt – im Gegenteil. Es ist ein genauer Blick auf das, was ohnehin da ist, aber so oft übersehen wird. Ein Fenster, das nicht nur nach draußen zeigt. Eine Treppe, die nicht nur nach oben führt. Ein Licht, das nicht nur beleuchtet, sondern weich macht.

Vielleicht ist Stille auch eine Form der Vergebung: Wir hören auf, alles einordnen zu müssen. Wir lassen Dinge sein, ohne sie sofort zu bewerten. Wir schauen – und müssen nicht gleich wissen, was es bedeutet. Und genau dort, in diesem „Nicht-Müssen“, entsteht etwas Seltenes: Frieden.

Wenn wir im Dezember zwischen all den Aufgaben eine Minute finden, lass sie uns nicht „trotzdem“, sondern bewusst nehmen. Schauen wir uns ein Bild an, als wäre es ein kleines Ritual. Nicht, um etwas zu leisten – sondern um uns zu erinnern: Wir müssen nichts im Leben hinterherlaufen. Es ist längst hier.

Und vielleicht ist das der leise Kern dieses Monats:
Stille ist nicht leer. Sie ist voll – von uns selbst.

(Die Serie „Zeit der Stille“ gibt’s im Dezember auf Instagram – und hier auf der Website als Einladung, langsamer zu werden.)